dmexco 2010 – Messe mit Makeln

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Zum zweiten Mal hat die „digital marketing exposition and conference“ nun stattgefunden, und rund 15.000 Besucher wurden laut Veranstalter gezählt. Eine beeindruckende Zahl der sehr professionell organisierten Messe mit Makeln. Und doch: Mir ist sie zu hoch. Nicht im Sinne von „Nie im Leben!“, sondern die Veranstaltung ist mir einfach eine Nummer zu groß. Zuviele Leute, zu unübersichtlich die Zahl der (meist parallel laufenden) Veranstaltungen, Vorträge, Seminare usw. Einfach insgesamt ein bisschen „too much“.

Doch von vorne.

Meine Anfahrt nach Köln ist ja nun nicht eben kurz, und so war mit einer Fahrzeit von ca. dreieinhalb Stunden zu rechnen. Plus Puffer. Trotzdem hat es nicht gereicht, um 6 Uhr morgens loszufahren. Denn um 10:20 Uhr stand ich 15 km vor Köln immer noch im Stau, und so habe ich meine erste Veranstaltung versäumt, die um 10 Uhr begonnen hatte. Also wollte ich um 11 Uhr mein erstes Seminar besuchen. Doch nachdem ich die Seminarebene gefunden und erreicht hatte, musste ich feststellen, dass es ungefähr doppelt soviele Interessenten wie Plätze gab. Wieder nix. Mist. So schoben zahlreiche Besucher frustriert ab und verteilten sich zum Teil auf andere Seminare, die ob der offenbar weniger interessanten Themen sicher froh darum waren. Da habe ich auch mal reingeschaut, bin dann aber aus dem gleichen Grund recht bald wieder gegangen.

© dmexco, Köln.

Währenddessen wurde mir auch klar und klarer, dass es um das Internet auf der Messe nicht gut bestellt war. Auch SocialMedia-Blog.de, Verena Delius und andere berichten ähnliches. Das freie Angebot von Netcologne funktionierte offenbar nicht ohne Anmeldung; und die Zugangsdaten kannte ich nicht (die fand ich erst am nächsten Tag zufällig auf einem kleinen Handzettel!). Also nervte Netcologne (besser: „Net go home!“) mich in schöner Regelmäßigkeit mit aufdringlichen Anmeldeersuchen, die mich in keinster Form weiterbrachten (am ersten Tag). Dennoch rutschte manchmal und aus Versehen eine E-Mail oder ein Tweet durch; aber die Social-Media-Kanäle nutzen, um sich mit anwesenden und/oder abwesenden Kontakten auszutauschen oder gar zu treffen, war schlicht unmöglich. Nicht mal über UMTS war was zu machen. So kamen dann auch die Königskinder @agentur und @kreativbuero nicht zusammen, obwohl sie mittags beide Zeit gehabt hätten. Doof. Hätte Herrn Materna gern mal persönlich kennen gelernt. Also weiter.

Abends im Rahmen des Treffens der XING-Gruppe „Social Media United“ noch die netten Claudia Hilker und Annette Elias getroffen. Das war schön und ein kleines Highlight des Tages. Danke!

Am nächsten Morgen erst einmal über die endlosen Schlangen an den Garderoben gestaunt und die eigene Jacke erst einmal am Leib behalten. (Später dann zusammen mit einer Tasche voller eingesammelter Werbemittel doch noch abgegeben. ^^) Natürlich den 10-Uhr-Vortrag in der Speaker’s Corner („Social Media und Web 2.0 für B2B-Unternehmen“) direkt wieder verpasst. Doof. Übrigens habe ich keinen einzigen Vortrag in der Speaker’s Corner gesehen, bei dem der Referent sich an die Vorgabe gehalten hätte, keine Folien/Slideshows zu verwenden, sondern im Stile des Hyde Parks die freie Rede zu üben. Schade.

Nun klingt es ja fast so, als hätte ich fast nirgendwo reinhören können. Dem war nicht ganz so. Sagen wir mal so: Bei sechs Veranstaltungen kam ich leider nicht rein; das waren natürlich die für mich interessantesten (offensichtlich nicht nur für mich). Dennoch konnte ich einige Referenten hören.

Ein Freund von mir und ich stellten leider oft und ebenso erstaunt wie erschüttert fest, dass es in wesentlichen jede Menge Binsenweisheiten zu hören gab. Nichts, was man als Marketingprofi nicht ohnehin längst wissen sollte. Und doch gab es viele vermeintliche Profis zu sehen, welche diese Platitüden eifrig mitschrieben. (Ich vermute mal, die haben alle Eintritt bezahlt; denn für Fachbesucher war die Messe ja kostenlos.)

Gut gefallen hat mir die Social-Media-Debatte „Make friends not foes: brands in the mind of customers“ mit Peter Gravier (Geschäftsführer Tribal DDB), Claudia Willvonseder (Marketing Manager IKEA Deutschland), Dr. Clemens Riedl (geschäftsführer VZ Netzwerke), Volker Wiewer (CEO eCircle) und Martin Hubert (Geschäftsführer eProfessional). Während Wiewer seine Politik des „Spammens“ (Zwischenrufe) bewarb, sahen das die anderen Teilnehmer zum Glück etwas differenzierter. Gut gefallen hat mir in dem Zusammenhang besonders die Information, dass „Social Media“ bei IKEA als „Earned Media“ kommuniziert und verstanden wird, also Mediakanäle und Kontakte, die man sich zunächst einmal verdienen muss. Nun, dass IKEA dies verinnerlicht hat, ist ja bekannt. Spannend hingegen dürfte sein, wie IKEA den Spagat zwischen den vorhandenen Kanälen wie Facebook mit ihrer eigenen neuen Social-Media-Community „Hej“ hinbekommt. Hej soll Facebook für IKEA jedenfalls nicht ersetzen.

Dennoch auch hier sah der Basic Think Blog nur überflüssige Phrasen und Thesen. Und da ist was dran. Qualitativ wirklich wertvolle Inhalte waren brotkrumenweise über die Messe verteilt, aber schwer zu finden.

© dmexco, Köln.

Der Debattierclub mit VZ, IKEA und Co.

Apropos Facebook: Gegen Ende der dmexco hätte ich gerne noch das Marketing Camp Facebook besucht, das laut Programm der offiziellen (und mehrfach upgedateten) dmexco-App um 16 Uhr beginnen sollte. Als ich kurz vor vier dann dort war, kam ich nicht mehr rein. Natürlich war die Veranstaltung… richtig! …voll. Aber: Sie hatte auch schon um 15 Uhr begonnen! Wie sich herausstellte gab es nämlich zwei Einträge im App-Programm: 15 Uhr und 16 Uhr. In Wahrheit war es aber eine einzige Doppelveranstaltung, die eben schon um 15 Uhr begann. Sch… und Grund genug und Zeit für mich, den Heimweg anzutreten. So kam ich sogar noch rechtzeitig, um meine Kids ins Bett zu bringen. Na wenigstens.

Was also habe ich mitgenommen von der dmexco 2010?

Nun, zunächst einmal einen Schnupfen, der hoffentlich einer bleibt und sich nicht noch zu einer gediegenen Erkältung auswächst. Ein Wiedersehen mit einem alten Freund der Szene. Ein persönliches Kennenlernen zweier lebhafter und äußerst netter Social-Media-Kolleginnen. Die Erkenntnis, dass viele sogenannter Fachleute auch nur entweder mit Wasser kochen oder gar im Trüben fischen. Nette Gespräche an zahlreichen Ständen. Und ein paar nette Werbegeschenkchen.

Oh, Werbegeschenke! Hierzu noch ein kleines Anekdoten-Highlight: Am Stand der nugg.ad AG griff ich in einen Glasbehälter mit offensichtlichen Werbegeschenken, um festzustellen, um was es sich handelt. Es war ein Schlüsselband; nix aufregendes. Höflich fragte ich die daneben stehende Hostess: „Darf ich?“ – das Band vorzeigend. Schnippische Antwort: „Da hätten sie ja mal vorher fragen können!!“ Natürlich ließ ich das heiße Eisen – einigermaßen fassungslos – sofort fallen. Nuff said.

Zum Schluss möchte ich noch den wichtigsten Stand der Veranstaltung für alle iPhone-Besitzer herausstellen: die kostenlose „StromBar“ von Widjet. Danke für diese super Idee, ohne die ich bereits am ersten Tag gegen 13 Uhr ohne mein geliebtes Smartphone gewesen wäre. (Ja, ich sah bei meinem mehrmaligen Lade-Besuchen zu 95% iPhones am Strom hängen. Ab einem gewissen Alter (1 Jahr?) das einzig echte Manko dieses Telefons!) Immerhin führte der quasi-ungewollte Aufenthalt am Stand zu ein paar interessanten Gesprächen unter Leidensgenossen (und natürlich mit den Leuten von Widjet). Danke!

FAZIT: Ich war zwar noch nicht auf der re:publica, aber das werde ich im nächsten Jahr dringend nachholen! Jedenfalls ist mir während der Messe die eine oder andere gute Idee gekommen, über die ich zu gegebener Zeit an anderer Stelle berichten werde. Und einen Auftrag durfte ich auch noch schreiben. Alles gut also. 🙂

Autor: Ralf Heinrich

...ist Vater von zwei Söhnen und lebt seit der Jahrtausendwende im badischen Bühl. Der studierte Informationswissenschaftler und Werbe- und Marketingfachmann tauchte bereits 2005 in die Welt der Sozialen Medien ein, als XING noch openBC hieß und Facebook noch nicht wichtig zu sein schien. Er "lebt und atmet" Social Media durch XING, Facebook, Twitter & Co. und bloggt selbstverständlich auch. Bis 2014 beriet er zehn Jahre lang Firmen und Menschen im Umgang mit Social Media, gab ihnen Starthilfe, und entwickelte mit seiner Agentur, dem Kreativbüro, Werbe-Ideen und -Konzepte für seine Kunden. Nachdem er dann für rund viereinhalb Jahre das globale Marketing für den Treasury-Spezialisten BELLIN in Ettenheim geleitet hat, führt er aktuell das Marketing-Team des Sicherheits-Systemhauses Securiton an.

8 Kommentare

  1. Lieber Ralf, danke für deinen treffenden Beitrag zur Dmexco. Und danke für den kurzweiligen, unterhaltsamen und netten Abend in Köln!
    Liebe Grüße von Claudia Hilker vom Blog:
    http://www.socialmedia24.eu

  2. Ja, schön war’s! 🙂 Gruß zurück!

  3. Das war der mit Abstand beste Bericht zur Messe, den ich gelesen habe. Kann ich überall nur nicken. Den Stromstand habe ich leider übersehen, hätte ich am 1. Tag sehr gut brauchen können. Das Facebook Erlebnis hatte ich auch und die re:publica merke ich mir mal vor. Da können wir dann einen neuen Versuch starten, uns zu treffen 🙂

  4. Danke, Torsten. Fühle mich gebauchpinselt. 😉
    Okay, nehmen wir mal gemeinsam die re:publica in Angriff. Jetzt, da seit ein paar Tagen der Termin feststeht, werde ich auch mal frühzeitig ein Zimmer buchen…

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