Sieben unbequeme Wahrheiten über Social Media

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Jürgen Schnick hat in seinem Blog „7 schreckliche Wahrheiten über Social Media“ herausgeschält, die ich in Kurzform zitieren und kommentieren möchte:

1. Kein Mensch liest Ihren Blog

Wie man weiß, gibt es da draußen etwa 200 Millionen Blogs. (…) Die Welt wartet nicht mit angehaltenem Atem darauf, was Sie zu sagen haben (…) Sogenannter „me-too-content“ wird ignoriert. Aufgewärmter und neu gemischter Inhalt wird es nicht bringen. Es gibt mehr als genug sehr guten Content, mit dem Sie sich messen müssen. Wenn Sie nicht eine wirklich gute Antwort auf die Frage haben „Warum soll irgendjemand Ihren Blog lesen?“, dann werden Sie ziemlich unglücklich mit den Ergebnissen sein.

Wie ich immer sage: Warum auch sollte das jemand tun? Und warum sollte Ihnen jemand bei Twitter folgen? Oder Ihr Facebook-Fan werden? Na einfach, weil Sie interessant und/oder unterhaltsam sind! Und weil Sie dafür sorgen, dass man es auch mitbekommt. Das sind einfachste Grundregeln der Marketingkommunikation. Darunter geht es nicht.

2. Sie müssen einige Ihrer besten Informationen verschenken

Es ist ganz normal, wenn man erwartet, dass man für das, was man tut, bezahlt wird. Aber dazu müssen Sie zuerst einmal die „Gebühren“ bezahlen. (Das) besteht darin, dass Sie etwas von Ihrem besten und wertvollsten Material kostenlos abgeben, und zwar innerhalb eines genau definierten Content Marketingplanes. Am besten kann man das mit dem sogenannten Bikini-Konzept verdeutlichen: Sie können 90% davon verschenken, es wird immer Menschen geben, die bereit sind, Geld auszugeben, um die restlichen 10% zu sehen.

Stimmt. Vor allem um den Preis der Glaubwürdigkeit. Sie müssen schließlich erstmal beweisen, dass Sie Kompetenz besitzen. Und beliebt machen Sie sich mit Gratisinhalten auch, sofern diese etwas taugen. Da können Sie zwischendurch auch ruhig mal auf fremde Gratisangebote hinweisen.

3. Social Media wird Sie auffressen (wenn Sie es zulassen)

Social Media Marketing wäre ganz einfach, wenn wir niemals essen, schlafen, duschen müssten oder mit unseren Kindern spielen. Wenn Ihnen allerdings solche Dinge wichtig sind, dann müssen Sie sich ein paar Grenzen setzen. Sie müssen ganz genau wissen, was Sie mit Social Media Marketing erreichen wollen, dabei immer zielgerichtet bleiben und eine gute Zeitplanung haben. Die Möglichkeiten im Social Media Marketing sind erstaunlich aber genauso erstaunlich ist ihre Fähigkeit, Sie von dem abzuhalten, was Sie erreichen wollen.

Das Entscheidende ist hier der Zusatz: „Wenn Sie es zulassen“! Twitter, Facebook & Co. können unglaubliche Zeitfresser sein (vor allem in Sinne der [twickit]Prokrastination[/twickit]). Hier ist ganz klar Disziplin gefragt. Sie könnten sicher auch täglich stundenlang mit ihren Freunden telefonieren statt zu arbeiten. Aber tun Sie es? Oder lesen Sie keine E-Mails mehr, weil ja alles Spam sein könnte? Na eben.

4. Social Media und Verkaufen passen nicht zusammen

Gibt es irgendetwas Erbärmlicheres als den Typen bei Twitter, der nicht damit aufhört, uns zu verkünden, wie er eine Millionen Follower in 3 Tagen bekommen hat? Selbst die Spammer blocken diesen Typen. Es ist wirklich nicht einfach, Produkte und Dienstleistungen in Social Media Plattformen zu verkaufen (…) Vielleicht schaffen Sie es, einen kleinen Erfolg damit zu haben, aber mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit werden Sie geblockt, gemieden und verachtet. Anstatt ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bewerben, sollten Sie lieber richtig guten Content bewerben (…) wunderbare Sachen, die Sie dann verschenken. Verwenden Sie wirklich gute, kostenlose Informationen um Ihre Autorität aufzubauen und um das in Sie gesetzte Vertrauen zu erhöhen. Wenn Ihnen das gelungen ist, dann haben Sie das Recht, ein Angebot zu machen und etwas zu verkaufen. Nicht früher.

Natürlich kann man sich nicht heute bei Twitter anmelden und dann eine Werbebotschaft nach der anderen raushauen. Es gilt vielmehr, sich hier ein persönliches Profil zu erarbeiten und aufzubauen. Wahrgenommen und respektiert zu werden. Authentisch und damit glaubwürdig zu sein. Dann kommt irgendwann der Punkt, an dem man Ihnen auch vielleicht mal etwas „abkauft“. Reine Werbespammer sind schneller entfollowed und geblockt als man „WTF“ sagen kann.

5. Was die anderen sagen ist eine Million Mal wichtiger als das, was Sie sagen.

Möglicherweise ist Ihr Marketingplan perfekt aufgestellt und umgesetzt, viraler als H1N1, Ihr Blog fantastisch aussehend und Ihr E-Mail-Marketing perfekt getextet … Wenn Ihr Ruf schlecht ist, interessiert das alles niemanden. Es kommt immer heraus, wenn jemand miese Produkte oder zweifelhafte Geschäftspraktiken hat. Und Worte verbreiten sich mit erschreckender Geschwindigkeit. Behandeln Sie die Leute gut, weil wenn Sie es nicht tun, kommt das raus und das wird dann nicht lustig.

Stimmt. Daher die wichtigste Devise von allen: Erst zuhören, dann Teil des Ganzen werden! Versuchen Sie nicht, sich besserwisserisch und mit Ellbogen Ihren Platz zu erkämpfen. Oder in Unkenntnis der Dinge Sachen von sich zu geben, die unfreiwilliges Gelächter auslösen … und danach ungläubiges und basses Erstaunen bei Ihnen. Auch gar nicht gut: Blog-Testimonials kaufen. Die SZ hat es beispielhaft vorgemacht – wie es nicht geht.

6. Ein Blog ist kein Marketingplan.

Blogs sind Klasse, aber ein noch so nützliches Tool ist kein Ersatz für einen soliden Geschäfts- und Marketingplan. Blogs sind nichts weiter, als eine Möglichkeit, Ihren besten Content nach draußen zu bringen und sie funktionieren am besten in Kombination mit Autorespondern, Spezial-Reports, Twitter, YouTube und einem Dutzend anderer mächtiger Tools. Einfach nur abzuhängen und cool zu sein reicht nicht aus. Wenn Sie sich in den sozialen Medien bewegen, um Geschäfte zu machen, dann brauchen Sie eine durchdachte Strategie, mit deren Hilfe es Ihnen gelingt leicht interessierte Fremde in völlig wahnsinnige Fans zu verwandeln – und in Kunden.

Das kann man gar nicht genug betonen. Social Media können immer nur ein Teil eines Marketingplans sein. Und in der Regel sogar nur ein kleiner (wenn auch nicht unwichtiger). Das wäre sonst so, als würde man ein Essen servieren und behaupten, es sei der Businessplan für ein Restaurant.

7. Sie können nicht überall mitreden

Unternehmen, die der Meinung sind, sie können dieses ganze „dumme Gequatsche“ bei Twitter ignorieren, werden irgendwann sehr schmerzhaft aufwachen. Die Unterhaltung findet mit Ihnen oder ohne Sie statt. (…) aber Sie müssen versuchen, Ihr Ohr auf der Schiene zu haben, um eine Ahnung davon zu haben, was da draußen so passiert.

Sie sollten zumindest überall zuhören. Sie müssen wissen, was man über Sie, Ihre Firma, Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung denkt. Und einfacher als hier geht es nicht. Und das Schöne ist, dass Sie hier auch nicht in Dialog treten können. Nehmen Sie sich Kritik zu Herzen und gehen Sie konstruktiv damit um!

Autor: Ralf Heinrich

...ist Vater von zwei Söhnen und lebt seit der Jahrtausendwende im badischen Bühl. Der studierte Informationswissenschaftler und Werbe- und Marketingfachmann tauchte bereits 2005 in die Welt der Sozialen Medien ein, als XING noch openBC hieß und Facebook noch nicht wichtig zu sein schien. Er "lebt und atmet" Social Media durch XING, Facebook, Twitter & Co. und bloggt selbstverständlich auch. Bis 2014 beriet er zehn Jahre lang Firmen und Menschen im Umgang mit Social Media, gab ihnen Starthilfe, und entwickelte mit seiner Agentur, dem Kreativbüro, Werbe-Ideen und -Konzepte für seine Kunden. Nachdem er dann für rund viereinhalb Jahre das globale Marketing für den Treasury-Spezialisten BELLIN in Ettenheim geleitet hat, führt er aktuell das Marketing-Team des Sicherheits-Systemhauses Securiton an.

2 Kommentare

  1. Danke für die wirklich coole Kommentierung meines Posts. Mich freut es wirklich, dass ich mit meiner Einstellung nicht ganz alleine bin.

    Danke
    Jürgen

  2. Pingback: Sieben unbequeme Wahrheiten über Social Media – Business 2.0 Blog

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