Was flattert mir heute mit der Post auf den Tisch? Ein Insertionsangebot. Ja, toll, ich weiß. Aber es ist nicht irgendeines. Nein, es ist ein Insertionsangebot, mit dem ich „gleichzeitig den Standort Bühl unterstütze“, nämlich durch eine Werbung in der Bürgerinfobroschüre der Stadt Bühl, empfohlen von der Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt.
Nun frage ich mich, warum eine solch offenbar offizielle Broschüre von einer Agentur umgesetzt wird, die eben nicht aus Bühl stammt – was ja den Standort Bühl noch mehr stützen würde. Denn: Wir haben ja durchaus ein paar Agenturen in der Stadt (die des Autors eingeschlossen), die dazu in der Lage gewesen wären.
Das ist nicht der erste Fall. Immer wieder kann man Broschüren, Prospekte, Flyer und andere städtische Außenauftritte sehen, die von Unternehmen außerhalb gestaltet und gedruckt werden. Warum ist das so? Ist der Prophet in der eigenen Stadt mal wieder nichts wert?
Man könnte nun argumentieren, dass die Anbieter außerhalb einfach besser und/oder günstiger waren. Doch das kann nicht der Grund sein. Denn Bühler Unternehmen wurden offenbar gar nicht erst angefragt. Meine persönliche Meinung ist aber, dass eine Stadt immer zuerst lokale Industrie, Handel und Gewerbe für eigene Zwecke heranziehen sollte – vorausgesetzt natürlich Angebot, Preis und Leistung stimmen. Nur wenn das nicht der Fall ist oder gar ein entsprechendes Angebot innerhalb der Stadt nicht existiert, sollte man in die Region schauen.
Liebe Stadt, ich zitiere mal frei – „Sie haben die Möglichkeit, durch (Vergabe von Aufträgen an Unternehmen innerhalb der Stadt) Ihre Verbundenheit mit unserer Stadt zu dokumentieren.“ Das würde mich freuen.
Update (26.10.2009): Nicht zu fassen. Heute, noch nicht einmal zwei Monate später, erhalte ich schon wieder ein ähnliches Schreiben. Diesmal per E-Mail, und es geht um die „werbewirksame Plattform“ im „Stadt Bühl Veranstaltungskalender 2010″. Und wieder macht sich die Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt für eine Firma stark, die nicht in Bühl, sondern diesmal in Offenburg ansässig ist. Und an diese Firma wurde offensichtlich sogar meine E-Mail-Adresse herausgegeben! Bedenklich. Und nicht schön, liebe Stadt Bühl. Gar nicht schön.
25. September 2009 um 22:13
Na da bin ich mal gespannt. Wenn es eine Reaktion gibt, lass es uns wissen!
27. Oktober 2009 um 16:01
Siehe Update… Mehr „Reaktion“ habe ich von Seiten der Stadt noch nicht erhalten.
6. August 2010 um 02:35
Hallo Ralf,
bin gerade wieder über diesen Artikel von Dir gestolpert und frage mich, ob die Stadt für solche Aufträge nicht grundsätzlich eine öffentliche Ausschreibung machen muss?
Liebe Grüße
Marc
6. August 2010 um 10:02
Hi, Marc. Meines Wissens nach muss erst ab einem Auftragsvolumen von 50.000 Euro öffentlich ausgeschrieben werden. Auch nicht berücksichtigt sind von der Stadt „unterstützte“ Projekte, welche die Stadt kein Geld kosten, aber Firmen von außerhalb bei der Erstellung eines Verzeichnisses für die Stadt unterstützen. So wie die hier im Beitrag genannte Bürgerinfobroschüre, die „Stadtinformation Bühl“ oder das „Einwohnerbuch Bühl“, bei dem sogar vom Bürgermeister persönlich empfohlen wird, darin zu werben. (Liegt mir alles vor.) Da stellen sich mir alle Haare auf!